In den letzten Tagen mehren sich die Anfragen bezüglich Hilfestellung gegen Bullying in der Schule. Nachfolgend wird die Definition des Begriffes sowie die dementsprechenden Hilfestellungen auf den verschiedenen Ebenen dargestellt.
Während Mobbing als spezieller Konflikt in der Arbeitswelt bezeichnet werden kann, überwiegt der Begriff Bullying für „negative soziale Handlungen“ unter Kindern und Jugendlichen, vor allem im Lebensraum Schule.
Aber welche Kriterien müssen nun erfüllt sein, um von Bullying sprechen zu können?
Nach Teuschel & Heuschen,2013, liegt Bullying dann vor, wenn…
- ein Kind oder Jugendlicher negativen Handlungen eines anderen Kindes ausgesetzt ist und diese Handlungen mit Absicht und gezielt gegen das Opfer gerichtet sind.
- die Möglichkeiten sich zur Wehr zu setzten aufgrund eines Machtungleichgewichtes deutlich eingeschränkt sind bzw. eine Täter-Opfer-Beziehung erkennbar ist
- mindestens zwei der folgenden Aussagen zutreffen:
- Die negativen Handlungen finden mindestens einmal pro Woche statt.
- Der Zeitraum dieser Handlungen beträgt mindestens ein Vierteljahr
- Die Handlungen führen aufgrund ihrer Heftigkeit zu einer schweren Beeinträchtigung des Opfers (man spricht hier auch von traumatisierenden Attacken)
4. Beeinträchtigungen der psychischen Befindlichkeit oder Gesundheit beim Opfer bei einem ungehinderten Verlauf des Bulyings auftreten
Zusätzlich mittelbar am Bullying beteiligt ist das Umfeld, bestehend aus Mitschülern, Lehrkräften, die Schule als Institution sowie den Eltern.
Vor allem den Lehrpersonen kommt eine maßgebliche Rolle zu, um Bullyingprozesse abstoppen zu können. Sie haben auch mehr wie alle anderen Personen eine Verantwortung im Umgang mit Bullying. Sie sind die Vertreter des Systems Schule und haben den Schülern gegenüber eine Fürsorgepflicht, um ihnen einen sicheren Rahmen zu bieten und sie vor Übergriffen zu schützen. Natürlich benötigen sie auch die Unterstützung der Schulleitung und der Eltern. Das Wegschieben der Verantwortung in Richtung Schüler oder Elternhaus als Vermeidungstaktik beschleunigt und nährt die Bullying Dynamik. Aber was hat nun die Lehrperson davon wenn sie sich aktiv und mutig gegen Bullying einsetzt? Neben dem besseren Lernklima und damit verbunden besseren schulischen Leistungen, verbessert sich auch die Lehrer-Schüler-Beziehung erheblich. Ein festes Regelwerk kann auch dem Lehrer halt und Sicherheit geben.
In der Akutphase ist es notwendig durch Einzelgespräche dem gruppendynamischen Phänomen des Bullying entgegen zu wirken und die „Gruppe“ wieder zu reindivdualisieren. Opfer müssen auch dazu angeleitet werden ein Mobbing/Bullyingtagebuch zu führen. Schreiben hilft Belastungen zu externalisieren und die Bullyingattacken werden konkretisiert.
Im schulischen Setting macht es Sinn, wenn präventiv sowohl auf Schulebene als auch auf Klassenebene diese Thematiken angegangen werden. Dazu können unter anderem folgende Maßnahmen getroffen werden:
- Soziale Kompetenztrainings
- Erarbeitung von Klassenregeln (durch die SchülerInnen selbst) mit einem dementsprechenden Sanktionenkatalog
- Einführung eines Kummerbriefkastens
- Einrichten einer E-Mailadresse (Bsp: ichbrauchehilfe@schulemustermann.at), welche beispielsweise von VertrauenslehrerInnen betreut wird
- Klassenvorstandsstunden
- Klassenleitbild bzw. Schulleitbild gegen Gewalt,Bullying/Mobbing
- Gestaltung der Schulumgebung
- Trainingsraum
- …..
Tipps für Eltern, wenn Bullying bereits ein Problem ist:
Aktives Zuhören: Hören Sie aufmerksam zu und interessieren Sie sich für das Kind. Vermeiden Sie ein Verhör!
Unterstützung: Geben Sie ihrem Kind jene Unterstützung, die es in diesen Phasen besonders braucht. Erklären Sie, dass sie die Situation ernst nehmen und das Kind nicht im Stich lassen werden.
Ruhe bewahren: Obwohl der Drang zu helfen groß ist, besprechen Sie die weiteren Schritte mit ihrem Kind. Keine voreiligen Beschuldigungen der Eltern von eventuellen Tätern, da diese oftmals erst durch Lehrpersonen bzw. andere Eltern erfahren, dass ihr Kind mobbt.
Bullyingtagebuch: Ermutigen Sie ihr Kind zum Führen eines Bullyingtagebuches. Hier finden Sie zum Download eine Vorlage für ein Bullyingtagebuch.
Kontakt mit Lehrperson: Informieren Sie die Lehrkraft darüber und planen Sie ein gemeinsames Vorgehen (Beobachtungen durch die Lehrkraft, Sichtweisen angleichen). Halten Sie kontinuierlich Kontakt zur Lehrperon. Wenn diesbezüglich kein Interesse vorhanden ist, wenden Sie sich an die Schulleitung, Schulpsychologie und die Elternvertretung.
Positive soziale Begegnungen fördern: Bullying soll nicht zum Hauptthema in der Familie werden. Suchen Sie nach Alternativen außerhalb des Schulbereiches, damit ein neuer Freundeskreis aufgebaut werden kann.
Auch bei bereits bestehenden Bullying-Problemen ist es sinnvoll vorhandene Ressourcen zu nutzen. Die Kooperation sämtlicher beteiligter Erwachsener sowie eine positive Kommunikation sind die beste Voraussetzung, um Auswege für diverse schwierige Situationen zu finden.
Hier finden Sie Informationen zur Ferienwoche für von Mobbing Betroffene Kinder.
Quellen bzw. weiterführende Literatur:
Alsaker (2012). Mutig gegen Mobbing in Kindergarten und Schule. Bern: Huber
Jannan (2010). Das Anti-Mobbing-Buch.Weinheim und Basel: Beltz
Teuschel&Heuschen (2013). Bullying – Mobbing bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Schattauer